“... Lesen schadet den Augen! ”

 

IMG_0010-red

 

                  Die Ewigkeit (Marie Luise Kaschnitz  - 1901 - 1974)

 

Das Gedicht „Die Ewigkeit“ von Marie – Luise Kaschnitz, das zwischen 1939 und 1945 entstanden ist, handelt vom Ende der Liebe. In dem Gedicht geht es um die Frage, ob man nach dem Tod immer noch Liebe für einen anderen Menschen empfinden kann. Am Schluss dieses Gedichts wird der Wunsch geäußert, die Liebe sollte das Leben lang andauern.

Die Aussage des Textes ist Angst vieler Menschen vor dem Tod und die Ungewissheit darüber, ob man die Menschen, die man liebt, dann überhaupt noch kennt und jemals wieder sehen wird:  „Sie sagen, dass wir uns im Tode nicht vermissen“ (Vers 1).

Zur äußeren Form lässt sich sagen, dass das Gedicht aus vier Strophen besteht. Die ersten beiden Strophen beinhalten jeweils vier Verse und die letzten beiden jeweils drei – 14 Verse insgesamt: Damit liegt ein Sonett-Typ vor.

Das Reimschema ist unregelmäßig: In der ersten Strophe ist es der Paarreim und in der zweiten der Kreuzreim. Das Reimschema der letzten beiden Terzette gehört zusammen. Es ist eine Art umklammerter Paarreim (efg gfe). Das Metrum hingegen ist regelmäßig und besteht überwiegend aus 5-hebigen Jamben; Vers 1 im ersten Quartett ist allerdings 6-hebig und Vers  14  als Schlussvers ist 2-hebig. 

Das Gedicht in seiner inneren Form lässt sich in zwei Sinnabschnitte einteilen. Die ersten beiden Strophen, die Quartette, bilden den ersten Sinnabschnitt und die letzten beiden den zweiten. Im ersten Teil des Gedichts macht sich das lyrische Ich Sorgen hinsichtlich seiner Zukunft. Dabei wird ein Gefühl von Unwissenheit und Angst vermittelt. Vor allem hat das lyrische Ich Angst davor, dass es nach dem Tod nichts mehr von seinem Partner und von der gemeinsamen Zeit vor dem Tod weiß. Außerdem fürchtet es sich vor der Gleichgültigkeit, die der Verstorbene möglicherweise für den Geliebten empfinden wird: „Gleichgültig Aug dem Auge, Hand der Hand“. (Vers 8). Es beschäftigt sich mit der Frage, ob eine Liebe über den Tod hinaus halten kann oder ob Liebe auch irgendwann ein Ende hat. Darauf lässt auch der Titel des Gedichts  „Die Ewigkeit“ schließen.

Die beiden Terzette bilden auch inhaltlich den zweiten Sinnabschnitt des Gedichts. Dies wird auch am Reimschema deutlich, da hier ein strophenübergreifender Paarreim vorliegt. In diesem letzten Teil wird Bezug auf die Gegenwart genommen. Dies wird vor allem durch das Wort „schon“ deutlich. In diesem Vers wird sichtbar, dass das Ende der Liebe wahrscheinlich nicht mehr weit entfernt ist, sodass sich der Liebende schon Gedanken über die Zukunft macht. Außerdem wünscht sich der Sprecher, dass das Leben noch lange andauern wird und die Liebe mindestens genauso lange hält; „O halt uns Welt im süßen Licht der Tage“.

Zusammenfassend kann man sagen:

Das Sonett beschäftigt sich mit der Frage, ob Lieb ewig hält oder ob sie mit dem Tod erlischt. Das lyrische Ich vermittelt ein Gefühl von Angst und Trauer. Dies wird besonders an den Wörtern „Angst“, „Tod“, „Sehnsucht“ und „Fremde“ verdeutlich. Außerdem wirkt der Liebende auch sehr  nachdenklich. Er macht sich Sorgen um die Zukunft. Dies spricht vermutlich viele Leser an, da es ihnen genauso geht. Viele Menschen stellen sich die Frage, was eigentlich nach dem Tod ist und wie es dann weitergeht. Dies war vor allem ein großes Thema zwischen 1939 und 1945, da zu der Zeit der Zweite Weltkrieg herrschte. Vielleicht war dies auch der Anlass dafür, das Gedicht zu schreiben und somit auch eine Antwort zu suchen auf die Frage nach der Ewigkeit von Liebe. 

                                                                               Lisa Bührmann ©   - GBE Kl. 10 – 2008

                                                                      *

Lehrerkommentar:

Die letzte Zeile ist auch ein Appell, die irdische Zeit für die Liebe zu nutzen.  - Schön aber, dass du dir Gedanken über den zeitlichen Hintergrund des Gedichts  als möglichen Anlass  für die Klage des Sprechers gemacht hat.

                        

> PDF für die Ewigkeit

> Kaschnitz Früchte des Winters

> Aufsatz Liebesgedichte