Das Handwerkszeug des Lyrikers und Interpreten:
Die Analyse - kein Grund, Rot zu sehen!
Maximilian Zander (1929 - 2016)
Gedichte
Sind sie gut, sieht man nur
das eine Fünftel, der Rest
grummelt im Sommerhäuschen,
schaut ohne Absicht
den Vögeln nach, fischt geduldig
im trüben oder liegt entspannt
auf dem Nagelbett.
Lassen wir den Altmeister sprechen:
Johann Wolfgang Goethe (1749 – 1832)
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so sieht‘ s auch der Herr Philister:
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.
Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ist’s auf einmal farbig helle,
Geschicht‘ und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein;
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergetzt die Augen!
Also bitte - formale Mittel zu beobachten, das kann doch auch uns kleineren Leuchten gelingen Probieren wir das gleich mal mit den Übungen:
Rhythmus/ Versmaß - Formelemente/ Optik - Reimfolge - Textakzente durch Figuren Gedichttypen/ Formenvielfalt
A propo Formen - Noch in Form für ein tierischen Witz?
Kommt ein Mann ins Zoogeschäft. Er möchte sich ‘nen Papagei kaufen und geht von Käfig zu Käfig. Ganz hinten im Raum wird er fündig. Schön bunt ist der Vogel ja, aber irgendwie scheint er nicht in Form zu sein und zieht immer ein Bein hinter sich her. Der Kunde tritt näher ran und lockt:
“Na du, kannst du denn wenigstens leise sprechen, wenn du schon nicht richtig klettern kannst?”
Krächzt das Lorchen aus voller Kehle:
“Mensch, Macker - willste ‘nen Tarzan oder ‘nen Tuschler!”
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