Ehepaar_Busch2

 

  Lesen schadet den Augen

 

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                                                 Das  Volkslied -  Kunstlied

     

          Goldmühle

           

          Dort nieden1 in jenem Holze

          Leit2 sich ein Mühlen stolz,  

          Sie mahlet uns alle Morgen

          Das Silber und rote Gold.

           

          Dort nieden in jenem Grunde

          Schwemmt sich ein Hirschlein fein;

          Was führt es in seinem Munde?

          Von Gold ein Ringelein.

           

          Hätt ich des Goldes ein Stücke

          Zu einem Ringelein,

          meinem Buhlen3 wollt ich’s schicken

          Zu einem Goldfingerlein.

           

          Was schickt sie mir denn wieder?

          Von Perlen ein Kränzelein:

          „Sieh da, du feiner Ritter,

          Dabei gedenk du mein!

           

           1 = unten       2 = liegt eine       3 =  Geliebten

         

          

        Innsbruck, ich muss dich lassen,

         

        Innsbruck, ich muss dich lassen,

        Ich fahr dahin mein Straßen,

        In fremde Land dahin.

        Mein Freud ist mir genommen,

        Die ich nit weiß bekommen,4

        Wo ich im Elend bin.

         

        Groß Leid muss ich jetzt tragen,

        Das ich allein tu klagen

        Dem liebsten Buhlen mein.

        Ach Lieb, nun lass mich Armen

        Im Herzen dein erbarmen,

        Dass ich muss dannen5 sein!

         

        Mein Trost ob allen Weiben6,

        Dein tu ich ewig bleiben,

        Stet, treu, der Ehren fromm,

        Nun müss dich Gott bewahren,

        In aller Tugend sparen7,

        Bis dass ich wiederkomm.

     

     4 = ich weiß nicht, wie ich sie (die Freude) zurückgewinnen kann, jetzt , wo ….

     5 = von dannen = fern (von dir) ; 6 = allen Frauen zum Trost gesagt:

     7 = sparsam mit der Tugend umgehen; die eigene Sittsamkeit nicht verschleudern

 

 

                 Sollen und Haben

                      Mündlich

        Ich soll und muss ein Buhlen haben,

        Trabe dich, Tierlein, trabe,

        Und sollt ich ihn aus der Erde graben,

        Trabe dich. Tierlein, trabe.

         

        Das Murmeltierlein hilft mir nicht,

        Es hat ein mürrisch Angesicht

        Und will fast immer schlafen.

         

        Ich soll und muss ein Buhlen erringen,

        Schwinge dich, Falke, schwing dich,

        Du sollst mir ihn aus den Lüften bringen,

        Schwinge dich, Falke, schwing dich.

         

        Das Turteltäublein hilft mir nicht,

        Schnurren und girren kann ich nicht,

        Sein Leben muss es lassen.

         

        Ich soll und muss ein Buhlen finden,

        Laufe, mein Hündlein, laufe,

        und sollt ich ihn fangen mit meinen Winden,

        Laufe, mein Hündlein, laufe.

         

        Der edle Hirsch, er hilft mir nicht,

        Sein Horn ist mir zu hoch gericht,

        Er möchte mich erstechen.

         

        Ich soll und muss ein Buhlen haben,

        Schalle, mein Hörnlein, schalle,

        Und wen du rufst, der muss mich laben,

        Schalle, mein Hörnlein, schalle.

         

        Drei schöne Tierlein stellen sich,

        Die holt kein Hund, kein Falke nicht,

        Die muss ich selber fangen.

         

        „Ich soll und muss ein Rößlein haben,

        Nimm mich. Jägerlein, nimm mich,

        Ich möcht gern durch die Wälder traben,

        Nimm mich. Jägerlein, nimm mich."

         

        Trabst du gern, so nimm mein Ross,

        So wär ich dann das Elslein los,

        Ade, ade, mein Rösslein.

         

        „Ich soll und muss ein Falken kriegen,

        Nimm mich. Jägerlein, nimm mich,

        Der muss mit mir zum Himmel fliegen,

        Nimm mich. Jägerlein, nimm mich."

         

        Nimm hin, nimm hin mein Federspiel,

        Lieb Bärbelein, du warst zuviel,

        Ade, ade, mein Falke.

         

        „Ich soll und muss ein Küsslein haben,

        Küss mich. Jägerlein,  küss mich!"

        Du sollst und musst einen Jäger haben,

        Küss mich. Jungfräulein, küss mich.

         

        Die dritt, die dritt, die nenn ich nicht,

        Sie hat ein klares Angesicht

        Und soll mir nicht erröten.

         

        (aus: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Gesammelt von

            Achim von Arnim und Clemens Brentano. 1806/1808)

 

 

                               Theorie:

      

    Volkslied: Herders aus dem Englischen abgeleitete Übersetzung des popular song; seine Volksliedersammlung 1778/79, ab 1807 als „Stimmen der Völker in    Liedern“ weitergeführt.

    Das Mitte des 15.Jhdts. entwickelte  Volkslied ist vom der kunstvollen Minnelyrik  abzugrenzen, nicht so sehr, was die inhaltlich menschlichen Themen  Liebe -  Leid anbelangt, sondern durch seine schlichte Reim-, Vers und Strophentechnik.  (So          etwas führt dann rasch zur Theorie vom „gesunkenen Kulturgut“, zumal die    gesungenen Liedversionen (Weisen) vom Volk genutzt,  abwertend „zersungen”        wurde.) Die Autorenschaft ist oft nicht mehr auszumachen, tradiert nicht nur im    einfachen  “Volk“, sondern durch  kulturbewusste, literarisch interessierte Bildungsschichten. Eine Themenerweiterung über die Thematik Ritter und Höfisches hinaus erfährt diese Lyrik  durch die Lebenswelt Handwerk, Gesellentum, Bauernschaft.  Mit politischen und konfessionellen Konflikten gehen die  Verfasser    der Volkslieder  unbekümmert und ohne analytischen Anspruch um.  Lied  und Text gehören unabdingbar zusammen. Die Strophenform des Volkslieds:  vierzeilig gereimt,  drei- oder vierhebige Verse, häufig mit Refrain (Kehrreim).

    Der literarische Wert des Volkslied ist schon allein daran zu erkennen, dass es     durch alle literarische Epochen hindurch - künstlerisch „aufgearbeitet“ - in    Gedichten bekanntester Lyriker Verwendung gefunden hat, für die der  einfache,    schlichte und direkt ins Herz zielende „Volksliedton“ Anstoß eigener Versuche war   und zum eingängigen Kunstlied geführt hat. Der Komponist des Kunstliedes  ist       bekannt. Die Lieder sind oft durchkomponiert; Melodie und  Begleitung können  in        den Strophen variabel gestaltet sein. Der Klavierpart hat (mehr als nur) dem Text dienende Funktion: Beispiel: Franz Schubert - “Der Leiermann” nach  Wilhelm Müllers  Liederzyklus “ Die Winterreise”, 1823)

    Matthias  Claudius: Der Mond ist aufgegangen (Abendlied)  

     Clemens Brentano: Es ist ein Schnitter, der heißt Tod (Erntelied)   

    Heinrich Heine: (Ich weiß nicht, was soll es bedeuten) Loreley

     Brecht: (Flieg, Drache, flieg)  u.a.m.

     

        Spruch

         Ich kam, ich weiß nicht woher,

        Ich bin und weiß nicht wer,

        Ich leb, weiß nicht wie lang,

        Ich sterb und weiß nicht wann,

        Ich fahr, weiß nicht wohin,

        Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.

       

     

        Jakob Wassermann (1873 - 1934)

                         (Caspar Hauser  oder die Trägheit des Herzens. Roman)

     

                           Es ist noch dieselbe Sonne,

                          die derselben Erde lacht;

                          aus demselben Schleim und Blute -

                          sind, Gott, Mann und Kind gemacht.

                          Nichts geblieben, nichts geschwunden,

                          alles jung und alles alt,

                          Tod und Leben sind verbunden,

                          zum Symbol wird die Gestalt

 

 

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