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  Lesen schadet den Augen

 

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                        Lyrikform:  Romanze

    span. Heldenballaden -  Heldenlieder - „Ereignislieder“  (Heusler)

     

    Clemens Brentano (1778 – 1842)

    Rosablankens Traum 

    (aus: ROMANZEN VOM ROSENKRANZ , 1804/12 –  posthum 1852

     

    In des ernsten Tales Büschen

    Ist die Nachtigall entschlafen,

    Mondenschein muß auch verblühen,

    Wehet schon der Frühe Atem.

     

    Jetzt auch hält auf stummen Hügeln

    Einsam freudig seine Wache

    Phosphoros, der Held der Frühe,

    Strahlend, ernsthaft, sinnend, harrend.

     

    Und es geht mit leisen Füßen,

    Daß der Vater nicht erwache,

    Rosablanka aus der Hütte,

    Um die Sonne zu erwarten.

     

    Nieder sitzt sie an der Türe

    Und blickt betend in den Garten,

    Ehe noch mit grauem Flügel

    An dem Dach die Schwalbe raschelt.

     

    Auf den Schattenkelchen glühen

    Milden Taues Diamanten;

    Sind es Tränen, sind es Küsse,

    Ists der Glanz prophetscher Flammen?

     

    „Morgenstern, o sei gegrüßet

    Du, Maria voll der Gnaden,

    Bitte für uns arme Sünder

    Jetzt und in dem Tode, Amen l"

     

    Spricht sie - und vom Stern der Frühe

    Weissagt auch die fromme Schwalbe,

    Und des Traumes schwülen Flügel

    Spannt sie über Rosablanken.

     

    Auf der goldnen Locken Fülle,

    Schwer vom blanken Nacken wallend,

    Sinkt ihr schlummernd Haupt zurücke,

    Himmelsspiegel wird die Wange.

     

    Schüchtern um die rosgen Füße

    Ihr der Tau die Traumflut sammelt,

    Und der West mit kühlem Flüstern

    Dunkle Schlummersegel spannet.

     

    Und der Traum spielt, sie berückend,

    Auf der Wimpern goldnen Strahlen,

    Die zum Schlummer sind entzücket

    In des Morgensternes Glänze.

     

    Und es kreuziget die Süße

    Fromm gewohnt sich Stirn und Wange,

    Legt in Gottes Hand die Zügel

    Der nachtwandelnden Gedanken.

     

    Von den lichtergrauten Hügeln

    Nieder zu des Tales Garten

    Durch die Nebelwege düster

    Sieht sie einen Jüngling wallen.

     

    Zu des Gartens Rosengrüften,

    Wo die Düfte schlummernd schwanken,

    Eilet Rosablanka schüchtern;

    Jener folget ihrem Pfade,

     

    Wandelt ernsthaft durch die Türe,

    In der Rechten einen Spaten,

    Und sie wagt nicht ihn zu grüßen,

    Also hell und finster war er.

     

    Und sie pflückt gebückt in Züchten

    Süße Blümlein, die noch schlafen,

    Die unschuldgen, ohne Sünde,

    Ohne Taufe, ihm zum Kranze.

     

    Da sie scheu den Kranz schon rundet,

    Steht vor ihr der trübe Wandrer,   

    Spricht: „Wohl selig sind die Blüten,

    Die du tötetest im Schlafe;

     

    Selig in der Nacht gepflücket,

    Die in Unschuld sind empfangen,

    Die nicht traf der Fluch der Sünde,

    Starben selig vor dem Apfel.

     

    Aber uns tut not zu büßen,

    Denn das Weib ward durch die Schlange

    Zu dem Gottesraub verführet,

    Den sie teilte mit dem Manne.

     

    Und so hat der Herr erzürnet

    An die Erde uns gebannet;

    In der Mutter muß ich wühlen

    Nach dem göttlichen Erbarmen.

     

    Mit dem Fleische ist die Sünde

    Aus der Erde aufgegangen;

    In der Mutter muß ich wühlen,

    Bis der Vater sich erbarmet!"

     

    Und vor Rosablankens Füßen

    Fing der Ernste an zu graben,

    Und da er die Gruft erwühlet,

    Hat die Erde ihn umfangen.

     

    Mit ihm zu der Erde Grüften

    Sinken auch des Tales Schatten;

    Aus den Gründen zu den Hügeln

    Tritt die Nebelwoge-wachsend.

     

    Trüb getürmt auf düstern Füßen

    Schwankt der Riese auf am Walde,

    Schwingt die Nacht auf seinen Rücken,

    Kalt die Nebelfäuste ballend.

     

    Trügend rüstet sich der Lügner

    Mit dem Sonnengott zum Kampfe,

    Der auf goldnen Flügelfüßen

    Flammet aus den Ozeanen.

     

    Seinen Spiegel stellt er lügend

    In der Dünste giftgem Walle

    Antichristisch ihm genüber;

    Jeder wache, nicht zu fallen!

     

    Wo der Traum in irdschen Gründen

    Barg den Mann, will Rosablanka,

    Ganz in tiefer Angst entzücket,

    Ihren Blumenkranz begraben.

     

    Aber ihr entgegen züngelnd

    Reckt sich eine bunte Schlange,

    Und mit heilgem Mut gerüstet

    Betet bebend Rosablanka:

     

    „Sei verflucht, du Geist der Lügen,

    Dich zertrat des Weibes Samen;

    O Maria, sei gegrüßet,

    Mutter Gottes, voller Gnaden!

     

    Amen!" und aus Himmelflüssen

    Gießt sich aus ein Meer des Glanzes:

    Maris Stella1 sei gegrüßet,

    Semper virgo, ave, salve2!

     

    Und Aurorens Heldenfüße

    Traten auf das Haupt der Schlange;

    Kindisch ihre Schuld zu sühnen

    Gibt den Kranz ihr Rosablanka.

     

    Aber auf des Tales Hügeln

    Glüht die Sonne und es wallen

    Schon die Bienen nach den Blüten,

    Und es eilt die fromme Schwalbe,

     

    Kühlt des Traumes schwülen Flügel

    Auf dem Spiegel klarer Wasser,

    Und beträufelt mit dem Flügel

    Weckend Rosablankens Wange.

     

    1 Stern des Meeres      2 Immerwährende Jungfrau, Gruß, Heil!

         

           *

      Heinrich Heine (1797 - 1856) 

      Don Ramiro

      „Donna Clara! Donna Clara!

      Heißgeliebte lange Jahre!

      Hast beschlossen mein Verderben,

      Und beschlossen ohn’ Erbarmen

       

      „Donna Clara! Donna Clara?

      Ist doch süß die Lebensgabe!

      Aber unten ist es grausig,

      In dem dunkeln, kalten Grabe.

       

      „Donna Clara! Freu dich, morgen

      Wird Fernando am Altare

      Dich als Ehgemahl begrüßen, -

      Wirst du mich zur Hochzeit laden?"

       

      „Don Ramiro! Don Ramiro!

      Deine Worte treffen bitter,

      Bittrer als der Spruch der Sterne,

      Die da spotten meines Willens.

       

      „Don Ramiro! Don Ramiro!

      Rüttle ab den dumpfen Trübsinn;

      Mädchen gibt es viel auf Erden,

      Aber uns hat Gott geschieden.

       

      „"Don Ramiro, der du mutig

      So viel' Mohren überwunden,

      Überwinde nun dich selber, -

      Komm auf meine Hochzeit morgen."

       

      „Donna Clara! Donna Clara!

      Ja, ich schwör es, ja, ich komme!

      Will mit dir den Reihen tanzen;

      Gute Nacht, ich komme morgen."

       

      „Gute Nacht!" - Das Fenster klirrte.

      Seufzend stand Ramiro unten,

      Stand noch lange wie versteinert;

      Endlich schwand er fort im Dunkeln. -

        

      Endlich auch nach langem Ringen,

      Muss die Nacht dem Tage weichen;

      Wie ein bunter Blumengarten

      Liegt Toledo ausgebreitet.

       

      Prachtgebäude und Paläste

      Schimmern hell im Glanz der Sonne;

      Und der Kirchen hohe Kuppeln

      Leuchten stattlich, wie vergoldet.

       

      Summend, wie ein Schwärm von Bienen,

      Klingt der Glocken Festgeläute,

      Lieblich steigen Betgesänge

      Aus den frommen Gotteshäusern.

       

      Aber dorten, siehe! siehe!

      Dorten aus der Marktkapelle,

      Im Gewimmel und Gewoge,

      Strömt des Volkes bunte Menge.

       

      Blanke Ritter, schmucke Frauen,

      Hofgesinde, festlich blinkend,

      Und die hellen Glocken läuten,

      Und die Orgel rauscht dazwischen.

       

      Doch, mit Ehrfurcht ausgewichen,

      In des Volkes Mitte wandelt

      Das geschmückte junge Ehpaar,

      Donna Clara, Don Fernando.

       

      Bis an Bräutigams Palasttor

      Wälzet sich das Volksgewühle;

      Dort beginnt die Hochzeitfeier,

      Prunkhaft und nach alter Sitte.

       

      Ritterspiel und frohe Tafel

      Wechseln unter lautem Jubel;

      Rauschend schnell entfliehen die Stunden,

      Bis die Nacht herabgesunken.

       

      Und zum Tanze sich versammeln

      In dem Saal die Hochzeitgäste;

      In dem Glanz der Lichter funkeln

      Ihre bunten Prachtgewänder.

       

      Auf erhobne Stühle ließen

      Braut und Bräutigam sich nieder,

      Donna Clara, Don Fernando,

      Und sie tauschen süße Reden.

       

      Und im Saale wogen heiter

      Die geschmückten Menschenwellen,

      Und die lauten Pauken wirbeln,

      Und es schmettern die Drommeten.

       

      „Doch warum, o schöne Herrin,

      Sind gerichtet deine Blicke

      Dorthin nach der Saalesecke?",

      So verwundert sprach der Ritter.

       

      „Siehst du denn nicht, Don Fernando,

      Dort den Mann im schwarzen Mantel?"

      Und der Ritter lächelt freundlich:

      „Ach, das ist ja nur ein Schatten."

       

      Doch es nähert sich der Schatten,

      Und es war ein Mann im Mantel;

      Und Ramiro schnell erkennend,

      Grüßt ihn Clara, glutbefangen.

       

      Und der Tag hat schon begonnen,

      Munter drehen sich die Tänzer

      In des Walzers wilden Kreisen,

      Und der Boden dröhnt und bebet.

       

      „Wahrlich gerne, Don Ramiro,

      Will ich dir zum Tanze folgen,

      Doch im nächtlich schwarzen Mantel

      Hättest du nicht kommen sollen."

       

      Mit durchbohrend stieren Augen

      Schaut Ramiro auf die Holde,

      Sie umschlingend spricht er düster:

      „Sprachest ja, ich sollte kommen!"

       

       Und ins wirre Tanzgetümmel

      Drängen sich die beiden Tänzer;

      Und die lauten Pauken wirbeln,

      Und es schmettern die Drommeten.

       

      „Sind ja schneeweis deine Wangen!",

      Flüstert Clara heimlich zitternd.

      „Sprachest ja, ich sollte kommen!",

      Schallet dumpf Ramiro's Stimme.

       

      Und im Saal die Kerzen blinzeln

      Durch das flutende Gedränge;

      Und die lauten Pauken wirbeln,

      Und es schmettern die Drommeten.

       

      „Sind ja eiskalt deine Hände!",

      Flüstert Clara, schauerzuckend.

      „Sprachest ja, ich sollte kommen!"

      Und sie treiben fort im Strudel.

       

      „Las mich, las mich! Don Ramiro!

      Leichenduft ist ja dein Odem!"

      Wiederum die dunkeln Worte:

      „Sprachest ja, ich sollte kommen!"

       

      Und der Boden raucht und glühet,

      Lustig tönet Geig' und Bratsche;

      Wie ein tolles Zauberweben

      Schwindelt alles in dem Saale.

       

      „Las mich, las mich! Don Ramiro!"

      Wimmert's immer im Gewoge.

      Don Ramiro stets erwidert:

      „Sprachest ja, ich sollte kommen!"

       

      „Nun, so geh, in Gottes Namen!"

      Clara rief's mit fester Stimme,

      Und dies Wort war kaum gesprochen,

      Und verschwunden war Ramiro.

        

      Clara starret, Tod im Antlitz,

      Kaltumflirret, nachtumwoben;

      Ohnmacht hat das lichte Bildnis

      In ihr dunkles Reich gezogen.

       

      Endlich weicht der Nebelschlummer,

      Endlich schlägt sie auf die Wimper;

      Aber Staunen will aufs neue

      Ihre holden Augen schließen.

       

      Denn derweil der Tanz begonnen,

      War sie nicht vom Sitz gewichen,

      Und sie sitzt noch bei dem Bräut'gam:

      Und der Ritter sorgsam bittet:

       

      „Sprich, was bleichet deine Wangen?

      Warum wird dein Äug so dunkel? -"

      „Und Ramiro? - -", stottert Clara,

      Und Entsetzen lahmt die Zunge.

       

      Doch mit tiefen, ernsten Falten

      Furcht sich jetzt des Bräut'gams Stirne:

      „Herrin, forsch nicht blut'ge Kunde,

      Heute mittag starb Ramiro."

       

            *

     In Abgrenzung zur gereimten Ballade:

     

    Heinrich Heine (1797 - 1856) 

    Die Grenadiere

     

    Nach Frankreich zogen zwei Grenadier’,

    Die waren in Russland gefangen,

    Und als sie kamen ins deutsche Quartier,

    Sie ließen die Köpfe hangen.

     

    Da hörten sie beide die traurige Mär:

    Daß Frankreich verloren gegangen,

    Besiegt und zerschlagen das große Heer,

    Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.

     

    Da weinten zusammen die Grenadier'

    Wohl ob der kläglichen Kunde.

    Der eine sprach: „Wie weh wird mir,

    Wie brennt meine alte Wunde!"

     

    Der andre sprach: „Das Lied ist aus,

    Auch ich möchte' mit dir sterben,

    Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus,

    Die ohne mich verderben."

     

    „Was schert mich Weib, was schert mich Kind,

    Ich trage weit beßres Verlangen;

    Laß sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind,

    Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!"

     

    „Gewähr mir, Bruder, eine Bitt':

    Wenn ich jetzt sterben werde,

    So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,

    Begrab mich in Frankreichs Erde.

     

    Das Ehrenkreuz am roten Band

    Sollst du aufs Herz mir legen;

    Die Flinte gib mir in die Hand,

    Und gürt mir um den Degen.

     

    So will ich liegen und horchen still

    Wie eine Schildwach im Grabe,

    Bis einst ich höre Kanonengebrüll

    Und wiehender Rosse Getrabe.

     

    Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,

    Viel Schwerter klirren und blitzen;

    Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab,

    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!"

 

          *

      Heinrich Heine (1797 - 1856)

       Die Minnesänger

       

      Zu dem Wettgesange schreiten

      Minnesänger jetzt herbei;

      Ei, das gibt ein seltsam Streiten,

      Ein gar seltsames Turneil

       

      Phantasie, die schäumend wilde,

      Ist des Minnesängers Pferd,

      Und die Kunst dient ihm zum Schilde

      Und das Wort, das ist sein Schwert.

       

      Hübsche Damen schauen munter

      Vom beteppichten Balkon,

      Doch die Rechte ist nicht drunter

      Mit der rechten Lorbeerkron'.

       

      Andre Leute, wenn sie springen

      In die Schranken, sind gesund;

      Doch wir Minnesänger bringen

      Dort schon mit die Todeswund'.

       

      Und wem dort am besten dringet

      Liederblut aus Herzensgrund

      Der ist Sieger, der erringet

      Bestes Lob aus schönstem Mund.

                               

         *

    Heinrich Heine ( 1797 - 1856)

     Belsazer

     

    Die Mitternacht zog näher schon;

    In stummer Ruh lag Babylon.

     

    Nur oben in des Königs Schloss,

    Da flackert’s, da lärmt des Königs Tross.

     

    Dort oben in dem Königssaal,

    Belsazer hielt sein Königsmahl.

     

    Die Knechte saßen in schimmernden Reihn,

    Und leerten die Becher mit funkelndem Wein

     

    Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';

    So klang es dem störrigen Könige recht.

     

    Des Königs Wangen leuchten Glut;

    Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.

     

    Und blindlings reißt der Mut ihn fort;

    Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.

     

    Und er brüstet sich frech und lästert wild!

    Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.

     

    Der König rief mit stolzem Blick;

    Der Diener eilt und kehrt zurück.

      

    Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;

    Das war aus dem Tempel Jehovah's geraubt.

     

    Und der König ergriff mit frevler Hand

    Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.

     

    Und er leert ihn hastig bis auf den Grund.

    Und rufet laut mit schäumendem Mund:

     

    „Jehovah! dir künd  ich auf ewig Hohn, -

    Ich bin der König von Babylon!"

     

    Doch kaum das grause Wort verklang,

    Dem König wards heimlich im Busen bang.

     

    Das gellende Lachen verstummte zumal;

    Es wurde leichenstill im Saal.

      

    Und sieh! und sieh! an weißer Wand

    Da kam's hervor, wie Menschenhand;

     

    Und schrieb/ und schrieb an weißer Wand

    Buchstaben von Feuer/ und schrieb und schwand.

     

    Der König stieren Blicks da saß,

    Mit schlotternden Knien und totenblass.

     

    Die Knechtenschar saß kalt durchgraut,

    Und saß gar still, gab keinen Laut.

     

    Die Magier kamen, doch keiner verstand

    Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

     

    Belsazer ward aber in selbiger Nacht

    Von seinen Knechten umgebracht.

                          

                              *                                                                       Schauerballenden-Parodie

       

      Heinrich Heine (1797 - 1856)

       Die Fensterschau

       

      Der bleiche Heinrich ging vorbei,

      Schön Hedwig lag am Fenster.

      Sie sprach halblaut: „Gott steh' mir bei,

      Der unten schaut bleich wie Gespenster!"

       

      Der unten erhob sein Aug' in die Höh',

      Hinschmachtend nach Hedewig's Fenster.

      Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh,

      Auch sie ward bleich wie Gespenster.

       

      Schön Hedwig stand nun mit Liebesharm

      Tagtäglich lauernd am Fenster.

      Bald aber lag sie in Heinrich's Arm,

      Allnächtlich zur Zeit der Gespenster.

 

        Theorie:

     Romanze

     

    Begriff: lat. Romanice cantare; spanisch: romance - bezogen auf handlungsgefüllte Erzähllieder -  In Deutschland vertraut geworden durch Gleim und Herder

     

    Form: episches Gedicht, vierhebige Trochäen (Faller) , ungereimt, aber assonierend, (= auf Assonanzen, nicht auf Reime  als Versausgang gestützt) und dadurch formal von der Ballade gut zu unterscheiden)

     

    Thema:  Naturmagie, Gefährdung der Alltagswirklichkeit durch naturmagische Phänomene - weniger düster als das  Erzählgedicht, mit      meist versöhnlichem inhaltlichen Ende

                                                                          Lyrikschadchens - PDF Romanzen

 

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